Tierschutz, Kritik an der Milchindustrie, Ökobilanzen und Ernährungstrends lassen Kuhmilch in Verruf geraten. Aber auch Unverträglichkeiten und Allergien tragen dazu bei, dass die Nachfrage nach pflanzlichen Alternativprodukten steigt.
In den Supermärkten reihen sich Drinks aus Mandeln, Hafer, Soja und Reis aneinander. Welches Produkt ist tatsächlich nachhaltig, was steckt drin und sind die Alternativ-Produkte wirklich gesünder? Wir haben bei Stefanie Peyk aus der SWR-Umweltredaktion nachgefragt.
Nur Kuhmilch darf Milch heißen
Sie sehen aus wie Milch, dürfen aber nicht als Milch vermarktet werden: Ein Urteil des Europäischen Gerichtshofes von 2017 besagt, dass „rein pflanzliche Produkte […] grundsätzlich nicht unter Bezeichnungen wie 'Milch', 'Rahm', 'Butter', 'Käse' oder 'Joghurt' vermarktet werden" dürfen, weil diese „Produkten tierischen Ursprungs" vorbehalten sind. Eine Ausnahme stellt Kokosnussmilch dar. Und selbst bei anderen Tieren, also Ziegen oder Schafen, darf nicht einfach nur „Milch“ auf dem Produkt stehen. Hier müssen immer „Ziegenmilch“ oder „Schafmilch“ genannt werden.
Hafer, Soja, Mandeln, Reis: Pflanzendrinks schmecken unterschiedlich
Viele Drinks auf Pflanzenbasis schmecken etwas süßlich, manche auch nussig, so wie Mandelmilch. Hafermilch kann leicht vanillig sein, röstig oder bitter im Nachgeschmack. Sojamilch hat eine gewöhnungsbedürftige bohnige Note. Reismilch ähnelt der Kuhmilch am meisten, sie schmeckt neutral, ist genauso weiß aber etwas dünnflüssiger. Produkte von verschiedenen Herstellern schmecken oft auch unterschiedlich, hier sollte man sich durchprobieren.
Egal, ob Soja-, Hafer- oder Reismilch: Etliche Kuhmilch-Alternativen eignen sich gut zum Kochen und Backen. Zum Aufschäumen und Erhitzen eignen sich Sojadrinks gut: Der Protein- und Fettgehalt ist dem der Kuhmilch sehr ähnlich. Dann gibt es sogar veganen Cappuccino.
Herstellung von Pflanzendrinks
Je nach Sorte werden Mandeln, Reis, Hafer oder Sojabohnen gemahlen, eingeweicht, gekocht, gefiltert und pasteurisiert. Die Flüssigkeit, die daraus entsteht, ähnelt der Kuhmilch in Konsistenz und Aussehen. Manchen Produkten werden noch Zucker, Zusatz- und Aromastoffe hinzugefügt. Hersteller von Pflanzendrinks versprechen nachhaltigen Genuss, der gut für die Umwelt ist.
Ist die Ökobilanz von Pflanzendrinks besser als die von Kuhmilch?
Pflanzendrinks belasten die Umwelt weniger als Kuhmilch, sagt die Stiftung Warentest. Der Test Milch oder Pflanzendrinks – Was hat die bessere Ökobilanz? von Mai 2020 kam zu dem Ergebnis, dass alle Pflanzendrinks bei den Treibhausgasemissionen deutlich besser abschneiden als Kuhmilch.
Enormer Wasserverbrauch für Reis- und Mandeldrinks
Ganz weiß ist die Ökoweste bei Pflanzendrinks aber auch nicht. Für den Anbau von Reis wird extrem viel Wasser verbraucht: 586 Liter pro Liter Drink.
Auch Mandelbäume sind mit 371 Litern pro Liter Drink durstig. Für deren Bestäubung benötigt man außerdem Bienen, die teilweise extra transportiert werden müssen.
Einen Pluspunkt gibt es speziell bei Haferdrinks: Unter anderem weil für ihren Anbau wenig Wasser benötigt wird und der Hafer häufig aus Europa stammt. Hafermilch kann auch leicht selbst hergestellt werden.
Was steckt in den Pflanzendrinks?
Soja-, Hafer- und Mandeldrinks bieten günstigere Fette als Kuhmilch. Beim Eiweiß allerdings können die Ersatzdrinks meist nicht mit Kuhmilch mithalten. Eine Ausnahme ist Sojamilch: Sie enthält oft ähnlich viel Eiweiß wie Milch aus dem Euter. Nicht selten wird den Drinks Kalzium zugesetzt – dann sind sie in etwa so kalziumreich wie Kuhmilch.
Pflanzliche Drinks haben außerdem noch einen Bonus: Sie enthalten nämlich kein Milch-Eiweiß und keine Laktose und sind damit beliebt bei Allergikern und Menschen mit Laktoseintoleranz. Soja-, Mandel- und Reisdrinks sind außerdem von Natur aus glutenfrei. Aber Achtung: Dinkel- und Hafermilch enthalten Gluten.
Wie du dich wirklich gesund ernährst
Tierisch oder pflanzlich: Was kaufen?
Wer hauptsächlich nach einer tierfreundlichen Alternative sucht oder Bestandteile normaler Kuhmilch nicht verträgt, hat mit pflanzlichen Drinks viele verschiedene Möglichkeiten. Um auch die Umweltbelastung zu schonen, lohnt sich immer der Blick auf die Herkunft der Produkte, den Einsatz von Gentechnik, Monokulturen und den Wasserverbrauch. Laut des Bundesministeriums für Landwirtschaft und Ernährung sinkt der Konsum von Kuhmilch in Deutschland. 2019 betrug der Pro-Kopf-Verbrauch 49,5 Kilogramm – das sind 3,6 Prozent weniger als 2018. Beim Kauf von Kuhmilch kann für eine bessere Ökobilanz ebenfalls auf die Bedingungen der Herstellung geachtet werden.
September 04, 2020 at 05:38PM
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