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So teuer sind Milch & Co. wirklich - finanzen.net

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Supermärkte und Discounter in Deutschland stehen in ständigem Konkurrenzkampf miteinander und versuchen die Kunden mit niedrigen Preisen und Sonderangeboten zu locken. Eine Studie der Universität Augsburg sorgt nun für Aufschreie unter den Supermärkten und in der Bevölkerung. Denn eigentlich müssten manche Lebensmittel viel mehr kosten, wenn der eigentliche Wert der Produkte gedeckt werden soll.

Studie kalkuliert wahre Kosten von Lebensmitteln

Sowohl die von der Tollwood GmbH für Kultur-und Umweltaktivitäten 2018 in Auftrag gegebene Studie "How much is the dish - was kosten Lebensmittel wirklich" als auch die kürzlich von der Rewe Group veranlassten Berechnungen der Wissenschaftler offenbaren den eigentlichen Wert von Lebensmitteln in Supermärkten. Neben den üblichen, bereits berücksichtigten Herstellungskosten wurden dafür auch die Auswirkungen der Produktion für die Umwelt und die nachfolgende Generation berechnet: Vor allem die Kosten, die durch den Ausstoß von Treibhausgasen und Stickstoff, Überdüngung und den hohen Energieverbrauch entstehen, werden in der Kostenaufstellung beachtet.

Enorme Fehlbepreisung bei konventionell hergestellten Produkten

Die größten Preisdifferenzen ergeben sich laut der Augsburger Studie bei der Produktion von konventionell hergestellten Produkten mit tierischem Ursprung. Diese müssten den Ergebnissen zufolge auf Erzeugerebene ungefähr dreimal so viel kosten; die Wissenschaftler berechnen hier einen benötigten Preisaufschlag von 192 Prozent. Die zweithöchsten Aufschläge aus konventioneller Herstellung ergaben sich für Milchprodukte mit 94 Prozent, die niedrigsten für pflanzliche Produkte mit 24 Prozent.

Geringere Preisdifferenzen bei Bio-Produkten

Deutlich erkennbar sind außerdem die gravierenden Unterschiede in den Fehlbepreisungen von konventionellen und biologischen Produkten. Bei den Bio-Lebensmitteln sinken die notwendigen Preisaufschläge jeweils um mehr als die Hälfte, die niedrigste Preisverzerrung ergibt sich den Studienergebnissen zufolge bei den biologisch-pflanzlichen Produkten mit nur 6 Prozent. Laut den Einschätzungen der Augsburger Wissenschaftler ist dabei der größte Anteil der versteckten Kosten auf den Treiber Stickstoff zurückzuführen, gefolgt von Treibhausgasen und Energie.

Folgen des Konsums sollen sichtbar gemacht werden

Das Hauptproblem der Marktverzerrung sieht Dr. Tobias Gaugler, Teil des Teams der Studie, in den Schäden, die in Zukunft daraus entstehen werden: "Umweltschäden finden aktuell keinen Eingang in den Lebensmittelpreisen. Stattdessen fallen sie der Allgemeinheit und künftigen Generationen zur Last", bemängelt der Wirtschaftswissenschaftler Berichten der Deutschen Presseagentur (dpa) zufolge. Auch Dr. Niels Kohlschütter, Geschäftsführer der Schweisfurth Stiftung fordert laut dem Institut für Welternährung (IWE) mehr "Transparenz über die wahren Kosten" von Lebensmitteln.

Rewe eröffnet neuen Nachhaltigkeitsmarkt in Berlin

Genau das hat sich Rewe mit seiner neuen Discounterfiliale der Supermarktkette Penny nun zum Ziel gesetzt. Der sogenannte "Penny Grüner Weg" beinhaltet laut einer schriftlichen Mitteilung von Penny neben umweltfreundlichen Verpackungen und FairTrade-Produkten auch eine Auswahl von insgesamt acht konventionellen und acht Bio-Produkten mit jeweils zwei Preisschildchen: Ein Schild mit dem ursprünglichen und eines mit dem eigentlichen Wert, den die Wissenschaftler der Universität Augsburg für die sechzehn Produkte berechnet haben.

So kostet konventionell hergestellte H-Milch laut Angaben von des Discounters in dem neuen Nachhaltigkeitsmarkt zwar offiziell immer noch 79 Cent, trotzdem können die Kunden beim Kauf den eigentlichen Wert des Produktes erkennen, nämlich 1,75 Euro. Auch gemischtes Hackfleisch wird zwar für 2,79 Euro verkauft, würde aber laut dem zweiten Preisschild fast das Dreifache, nämlich 7,62 Euro, kosten. Gouda und Mozzarella müssten sich laut den Berechnungen der Wissenschaftler ebenfalls um 88 Prozent bzw. um 52 Prozent verteuern.

Supermärkte als Teil des Problems

Stefan Magel, Rewe Bereichsvorstand Handel Deutschland, betont Presseberichten zufolge die Wichtigkeit, die Folgekosten des Lebensmittelkonsums sichtbar zu machen: "Nur so können die Kunden entscheiden", erklärt der Top-Manager von Rewe. Auch sieht er sein Unternehmen durchaus als "Teil des Problems", will aber, wie die Bekanntmachungen von Penny verlauten lassen, auch Teil der Lösung werden. Bei positiver Rückmeldung der Konsumenten sollen außerdem weitere Nachhaltigkeitsmärkte eröffnet werden.

Aufruf der Wissenschaftler zu politischen Handlungen

Auch die Wissenschaftler der Augsburger Universität erhoffen sich durch das neue Konzept mehr Nachhaltigkeit in der Lebensmittelbranche: "Die Preisanpassungen der Lebensmittelmärkte würden wahrscheinlich zu deutlichen Verschiebungen hin zu mehr pflanzlichen und mehr Bio-Produkten", vermutet die Mitverfasserin der Studie Amelie Michalke laut dpa.

Trotzdem sehen die Wissenschaftler auch einen Handlungsbedarf in der Politik, den sie in ihrer Studie näher erläutern: Zusätzliche staatliche Einnahmen durch Erhöhung der Preise sollen laut den Experten dafür genutzt werden negative externe Effekte bei der Lebensmittelherstellung zu beseitigen und vor allem Nahrungsmittel mit geringen Umweltfolgekosten durch steuerliche Maßnahmen oder ähnliches besser zu stellen.

Pauline Breitner / Redaktion finanzen.net

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Bildquellen: Lisa S. / Shutterstock.com, Yulia Grigoryeva / Shutterstock.com




September 08, 2020 at 09:28AM
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