
Unsere Autorin: Marit Große Brinkhaus, Unternehmensberaterin Milchvieh, LWK NRW
Durch die Coronakrise hat sich die Diskussion um den Milchpreis noch einmal verschärft. Intervention, Lagerhaltung und eine verpflichtende Milchmengenreduzierung stehen zur Diskussion, um einen Preissturz zu verhindern. Wie erfolgreich ein Betrieb wirtschaftet, ist nicht nur vom Milchpreis abhängig. Auf die Produktionskosten kommt es an. Wie groß deren Einfluss ist, zeigen wir anhand von zwei Beispielen, die typisch sind für das Testbetriebsnetz Landwirtschaft in NRW.
Zehn Cent pro Kilogramm Milch – um diesen Wert unterscheiden sich die Produktionskosten der Milchviehhalter Heinrich Meier und Bernhard Hansen (Namen von der Redaktion geändert). Der Milchauszahlungspreis der beiden Landwirte liegt im Jahresschnitt dagegen nur 0,8 ct/kg auseinander. Dies zeigt, dass die Wettbewerbsfähigkeit der Milchviehbetriebe nicht allein vom Milchauszahlungspreis abhängig ist. Vielmehr wirtschaften diejenigen erfolgreicher, die ihre Kosten im Griff haben.
Meier ist von den Leistungen seiner Tiere eher im unteren Bereich angesiedelt, während Hansen zu den erfolgreicheren Milchviehhaltern zählt. 110 Milchkühe hält Meier, und damit 20% weniger als der Durchschnitt der Testbetriebe. Mit der Milchleistung seiner Herde von 8700 kg/Kuh und Jahr liegt er etwa 6% unter dem Durchschnitt.
Bernhard Hansen besitzt 185 Kühe, die pro Jahr 9600 kg geben. Meiers Produktionskosten liegen bei 46,5 ct/kg ECM, Hansen produziert den Kilogramm Milch für 36,5 ct. ECM bedeutet, dass die Milch auf den gleichen Energiegehalt korrigiert worden ist. Die Standardwerte sind 4,0% Fett und 3,4% Eiweiß.
Würde Meier seine Kosten um 10 ct drücken, könnte er bei gleichbleibender Milchleistung theoretisch 95.700 € im Jahr einsparen. Außerdem bestehen Unterschiede auf der Einnahmeseite: Geben seine 110 Kühe 9.600 kg statt nur 8.700 kg Milch, bleiben bei einem Milchpreis von 37,9 ct/kg 37.521 € mehr am Ende des Jahres. Insgesamt könnte Meier so seinen Erlös in der Theorie um 133.221 € pro Jahr steigern, wenn er seine Produktion optimiert. Doch an welchen Stellschrauben müsste er drehen?
Direktkosten drücken
Das größte Sparpotenzial liegt bei Meiers Direktkosten. Hier produziert Hansen 5,4 ct/kg günstiger als Meier. Die Direktkosten fallen für Futter, Tierarzt, Remontierung etc. an. Also für alle Kosten, die im direkten Zusammenhang mit der Milchproduktion stehen. Mehr als die Hälfte der Direktkosten entfallen auf die Futterkosten.
Hier zeigt sich, dass Hansen aus seinem Futter mehr Milch melkt. Er füttert pro Kuh zwar 1,1 dt mehr Kraftfutter. Da seine Kühe aber mehr Milch geben, braucht er für ein Kilogramm Milch 265 g Kraftfutter und damit 20 g weniger als Meier. Außerdem kauft er das Kraftfutter für 27,4 €/dt FM, während Meier 28,4 €/dt ausgibt. So spart Hansen pro Kilogramm Milch 0,7 ct Kraftfutterkosten.
Auch beim Grundfutter kann Hansen punkten. 3.450 kg Milch geben seine Tiere allein aus Mais und Grassilage. Meier hingegen erreicht nur einen Wert von 2.900 kg Milch. Die höhere Grundfutterqualität führt in Kombination mit einem verlustarmen Einsatz zu einer Kosteneinsparung von 2 ct/kg ECM. Das macht knapp 200 €/Kuh bzw. 27.212 € pro Betrieb und Jahr.
Fitte Färsen
Die Ausgaben für die Bestandsergänzung sind ein weiterer Punkt der Direktkosten, in dem sich erfolgreiche und weniger erfolgreiche Betriebe unterscheiden. In unserem Beispiel zieht Hansen seine Jungtiere kostengünstiger auf als Meier.
Insgesamt kostet Hansen die Aufzucht seiner Färsen 1.950 €/Tier, während Meier 2350 € in jede Färse investiert. Das liegt vor allem daran, dass Hansen seine Färsen intensiver aufzieht, sodass diese mit 26,8 Monaten ihr erstes Kalb bekommen. Die Färsen von Meier kalben 1,3 Monate später.
Hansen zieht nur die für die eigene Remontierung nötigen Tiere auf. Einen Teil der Kühe besamt er mit dem Sperma von Fleischrassen, sodass er die Bullenkälber und auch einige weibliche Tiere direkt als Kalb verkauft. Hierdurch kann er kleinere...
August 19, 2020 at 12:53PM
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