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Artenvielfalt: Bio-Bauern auf Harriersand unterstützen Volksbegehren - Wümme Zeitung: Aktuelle Nachrichten - WESER-KURIER

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Harriersand. Volksbegehren Artenvielfalt oder Niedersächsischer Weg? Um die Frage, was besser ist für den Natur-, Arten- und Gewässerschutz in Niedersachsen, ist ein Krieg der Argumente entbrannt. Das Landvolk, das den Niedersächsischen Weg einschlagen will, streitet mit Grünen und Naturschutzverbänden, die das Volksbegehren unterstützen. Konventionelle Milchbauern auf Harriersand befürchten wie berichtet Einschränkungen durch das Volksbegehren, sorgen sich um die Wirtschaftlichkeit ihrer Betriebe. Ein Kritikpunkt: Das Volksbegehren schreibe mehr Ökolandbau vor, dabei gebe es heute schon Absatzprobleme bei Biomilch.

Gunter Schröder und Angelika Meyerdierks-Schröder sind Biolandwirte, ebenso wie Udo und Michaela Wichmann. Auf Harriersand betreiben sie auf ihren Bioland-Höfen ökologische Milchwirtschaft. Gunter Schröder und seine Frau haben 2001 auf Bio-Landwirtschaft umgestellt, 80 Kühe stehen auf der Weide. Zum Hof der Wichmanns gehören 60 Kühe, das Ehepaar stellte 2009 auf ökologische Milchwirtschaft um.

Die beiden Familien unterstützen das Volksbegehren Artenvielfalt. Die Bedenken der konventionellen Milchbauern sind aus ihrer Sicht nicht nachvollziehbar. Von einer generellen Marktsättigung für Biomilch kann laut Gunter Schröder keine Rede sein. „Es gab Zeiten, da war der Markt mal gesättigt. Das sind aber nur Momentaufnahmen“, sagt der Biolandwirt, der seit 18 Jahren Mitglied in der Biomilch-Erzeugergemeinschaft Nord ist. Schröder nennt Zahlen: 2015 seien in Deutschland rund 730 Millionen Kilogramm Biomilch erzeugt worden, 2019 waren es nach seinen Angaben 1185 Millionen.

47,5 Cent pro Kilogramm Biomilch

„Auf eine Steigerung von rund 60 Prozent in vier Jahren muss sich der Markt erstmal einspielen. Es ist aber keiner auf seiner Milch sitzen geblieben. Alles ist abgenommen worden.“ In dieser Zeit habe es Phasen gegeben, wo Bio-Molkereien keine neuen Verträge mit Landwirten abschlossen, die von konventionell auf Bio umstellen wollten. Wer von konventioneller Landwirtschaft auf ökologischen Landbau umstellen will, hat dazu laut Schröder zwei Jahre Zeit. „Diese Frist ist ein Puffer, mit dem sich der Markt regulieren lässt. Steigt die Nachfrage nach Bio-Milch, nehmen die Molkereien wieder mehr Betriebe auf, die in zwei Jahren liefern müssen.“

Laut Schröder ist die Produktionsmenge bei Biomilch seit Anfang der 2000er-Jahre jährlich im zweistelligen Bereich gestiegen. Für die kommenden Jahre sei laut Prognosen mit jährlichen Steigerungsraten zwischen fünf und zehn Prozent zu rechnen. Schröder legt eine Grafik zur Entwicklung der durchschnittlichen Milchpreise aus konventioneller und Ökolandwirtschaft vor. Was er damit zeigen will: Mit dem Biomilch-Preis sei es seit 2010 stetig bergauf gegangen, seit 2019 hat er sich auf 47,5 Cent pro Kilogramm Milch eingependelt. Bei der Preisentwicklung für konventionelle Milch habe es größere Ausschläge gegeben, 2019 lag der durchschnittliche Preis bei 33,6 Cent.

Die konventionellen Milchbauern auf Harriersand hatten eingewandt: Biomilch werde heute schon zu Dumpingpreisen verkauft. Wenn dann noch teures Biokraftfutter eingekauft werden müsse, rentiere sich eine Umstellung auf ökologischen Landbau nicht. Ja, Biokraftfutter sei teurer, sagt Biolandwirt Udo Wichmann. „Aber wir setzen auch weniger davon ein, weil unsere Kühe in der Vegetationsperiode alle auf der Weide grasen.“ Eine Tonne Kraftfutter setze er pro Kuh und Jahr zu, sagt Wichmann. „In der konventionellen Milchwirtschaft kann durchaus das Dreifache erreicht werden“, meint der Biolandwirt von Harriersand.

Im übrigen sehe auch der Niedersächsische Weg einen Ausbau des ökologischen Landbaus vor. Der Kritik von Kreislandwirt Stephan Warnken am Volksbegehren Artenvielfalt, Ökolandbau könne man nicht vorschreiben, hält Gunter Schröder entgegen: „Einen Zwang, auf Biolandbau umzustellen, kann ich aus dem Gesetzentwurf des Volksbegehrens nicht herauslesen.“

Zur Kritik des Kreislandwirtes hat sich auch die Schwaneweder Aktionsgruppe für das Volksbegehren zu Wort gemeldet. Lüder Kreft aus dem Sprecherkreis erklärt dazu: „Wir haben das klare Ziel, den Ökolandbau zu steigern, aber wir wollen niemanden zwingen, das  könnten wir auch gar nicht. Ob ein Betrieb auf Ökolandbau umstellt, ist und bleibt seine eigene und freie Entscheidung.“

Michaela und Udo Wichmann sowie Angelika Meyerdierks-Schröder und Gunter Schröder sind froh, dass sie den Schritt gewagt haben, auf ökologische Milchwirtschaft umzustellen. „Wir haben das als Chance und nicht als Bedrohung gesehen“, sagt Gunter Schröder. Das Wagnis hat sich nach seinen Worten gelohnt: „Die Rentabilität unseres Betriebes ist besser geworden.“ Und Udo Wichmann sagt: „Für uns war es die sinnvollste betriebliche Entscheidung unseres Lebens.“

Das Volksbegehren Artenvielfalt unterstützen sie unter anderem, weil es ihrer Ansicht nach „konkretere Ziele“ für den Natur- und Artenschutz vorsehe. Etwa wenn es um den Wiesenvögel-Schutz gehe. Im Volksbegehren sei klar geregelt, dass zwischen dem 20. März und dem 15. Juni Flächen mit Brutvorkommen in Vogelschutzgebieten nicht bearbeitet werden dürften. Der Niedersächsische Weg sei da „schwammiger“.




August 07, 2020 at 01:00AM
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